Hildegard Iverson

Vita

geboren am 24. April 1950 in Wuppertal. Abitur auf dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig eines Mädchengymnasiums (der Vater war Mathematiker). Verschiedene nicht abgeschlossene Studiengänge: 2 Semester Germanistik/Anglistik Uni Köln, 4 Semester Grafik-Design Werkkunstschule Wuppertal, nach 3 Jahren Berufstätigkeit als Grafikerin 8 Semester Kunst und Sozialwissenschaft auf Lehramt Gesamthochschule Wuppertal.

1978 Auswanderung und Heirat mit einem US-amerikanischen Militär in Schottland, später Versetzung nach Florida, dort 1982 Geburt des Sohnes, anschließend Versetzung in die Nähe von London. Ende 1986 Rückkehr samt Sohn nach Wuppertal. Seit dem 1. April 1987 glücklich geschieden.

Nach einem Jahr Arbeitsunfähigkeit durch Panikstörungen und Neuorientierung 3 Jahre Halbtagsjob in einer Siebdruckerei, ein halbes Jahr Zeitarbeit als Arztschreibkraft im Krankenhaus der eigenen Geburt und bei einem Steuerbüro. Von 1993 bis zur Rente 2013 Arztsekretärin bei der Deutschen Rentenversicherung Rheinland, zuerst in Wuppertal, seit 1996 in Krefeld.

Erste Veröffentlichungen im Grundschulalter von Texten und hauptsächlich Zeichnungen auf der Kinderseite der Lokalzeitung. 1969 Beitrag in der Anthologie „Unter der Schulbank geschrieben“, die später als Taschenbuchausgabe zur Oberstufenlektüre in vielen Schulen gehörte.
Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre einige Semester Teilnahme an einer Schreibwerkstatt der VHS, bis ihr das Niveau dort zu stark abnahm.

Viele Jahrzehnte war Hildegards Hauptbeschäftigung (meist realistisches) Zeichnen und Malen, gelegentlich auch das Verfassen von Kurzgeschichten und Gedichten, bis sie sich endlich auf das Malen mit Worten konzentrierte, Rheuma in den Händen und stark verschlechtertes Sehvermögen verhinderten zunehmend die manuelle Tätigkeit.

Schließlich fand sie vor einigen Jahren bei den Blautoren ihre neue kreative Heimat, viele Inspirationen und liebe Freunde.

Texte und Veröffentlichungen

Wettbewerbsbeitrag 2019

Finale

Hildegard Iverson – Frühjahr 2019

„Ich bin doch keine Wanderdüne!“ brüllte ich, als er die Tür hinter sich zuknallte. Die Bohrmaschine, die ich ihm hinterherwarf, verfehlte ihn knapp und zersplitterte am Türrahmen.
Kurz zuvor hatte er mir noch stolz eröffnet, dass wir wieder umziehen würden – eine weitere Stufe auf seiner Karriereleiter! Das war nun das dritte Mal in sieben Jahren.
Letzte Woche noch hatte er darüber gelacht, dass ich meinen Hustensaft aus einer Mehrwegflasche trank. „Besser für die Umwelt“ hatte ich gemurmelt. „Klar, bei deinem Konsum! Du säufst das Zeug ja auch wie ein Kamel!“
Ich hatte ihm nicht erzählt, dass ich seit einiger Zeit im Methadonprogramm bin, um endlich vom Heroin loszukommen. Er hatte es nicht einmal bemerkt, dass ich an der Nadel gehangen hatte. Es hätte ihn wahrscheinlich auch nicht interessiert.
Immer und immer wieder umziehen, keine Freunde und keine gescheite Arbeit finden, so gar keine Wurzeln schlagen können, das hatte mich auf die Dauer fertiggemacht.
Im letzten Jahr hatte ich mir einen großen Wunsch erfüllt und einen kleinen Gemüsegarten angelegt. Den sollte ich nun wieder aufgeben müssen?
In meinem großen, alten Ohrensessel genoss ich jetzt, wie der Mondschein den Rauhreif auf meinem Spinat glitzern ließ und fühlte mich endlich angekommen. Eine kleine Wolke zog langsam am Mond vorbei und sah aus, als würde sie mir zulächeln.
(c) Hildegard Iverson / Krefeld

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