Meine Vita
Ich wurde 1968 in Miltenberg am Main geboren und bin 1974 in Würzburg in der blinden Institutsstiftung, einer Schule für Sehbehinderte, ins Internat gekommen. Von 1980-1989 war ich dann in Würzburg im Matthias Grünewald Gymnasium im Rahmen eines Pilotprojekts und war im dortigen Schülerheim mit Nichtbehinderten Kindern untergebracht und ging mit einigen in dieselbe Klasse. Die Zeit dort war ziemlich schlimm, da schon vor mir Menschen mit Behinderungen oder Menschen, die anders waren, dort auf das Übelste gemobbt wurden. Ich musste aber leider durchhalten, da Marburg für mich nicht finanziert wurde. Die Zeit überlebte ich unter anderem dadurch, dass ich über meinen Tandempiloten Esperanto lernte und neben internationalen Kongressen und Zusammenkünften auch die örtlichen Gruppenangebote nutzen konnte.
Während eines Aufenthaltes in Philadelphia von 1989-1990 wurde ich für die traumatische Zeit davor insbesondere durch den tollen Zusammenhalt in einer internationalen Atmosphäre entschädigt, wobei ich die Möglichkeit hatte, mit 30 blinden und sehbehinderten Schülern und Schülerinnen aus 15 Ländern mein Englisch zu verbessern und Kenntnisse in der Nutzung eines Computers zu erwerben. Da ich als blinde leider nicht Ärztin werden konnte, was eigentlich mein Herz Beruf gewesen wäre, entschloss ich mich zu einem Studium in Germersheim und wurde Diplomübersetzerin mit den Sprachen Englisch und Spanisch mit Ergänzungsfach Medizin. Eines dieser sieben Jahre verbrachte ich in England im Rahmen eines Stipendiums vom Deutschen akademischen Austausch Dienst, wobei ich mich mangels vorheriger Organisation seitens der Verantwortlichen dort anfangs ziemlich stark durchbeißen musste. Eigentlich war nur ein Semester geplant, aber ich hätte mich in Germersheim wieder immatrikulieren müssen und entschied mich daher, noch das restliche Jahr in England weiter zu studieren.
Nach meinem Studium, wobei ich mit 1,3 abschloss und eine Diplomarbeit über meine Augenerkrankung Retinitis pigmentosa mit der Note 1,0 angefertigt hatte, fand ich leider einfach keine Stelle. Ich schrieb zahlreiche Bewerbungen, wurde aber kaum zum Vorstellungsgespräch eingeladen, und wenn, dann nur, um mir zu erklären, warum man keine Behinderte haben wollte. Ich versuchte mich dann an einer Umschulung zur Physiotherapeutin, die ich mir leichter vorstellte, und welche ich aus körperlichen Gründen und aufgrund meiner anderen Behinderungen wie zum Beispiel eines erst später festgestellten atypischen Autismus, einer ADHS, Problemen mit Koordination, Feinmotorik und Gleichgewichts abbrach. Leider konnte ich auch nicht zur Atem-Sprech-Stimmlehrerin umschulen, da mich in dieser Einrichtung keiner nehmen wollte, und die Prüfung für die Zulassung zum Studium der Sprechwissenschaft in Halle habe ich leider nicht bestanden. Als ich schon aufgeben wollte, klingelte auf der Rückfahrt von Halle mein Telefon, und ich wurde engagiert, um im Dunkelgang auf dem Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne in Nürnberg eine ABM zu absolvieren. Als Auflage musste man drei Wochen woanders ein Praktikum machen, und dort, in Berufsförderungswerk Nürnberg, wollte es der liebe Gott, dass eine Lehrerin kündigte, und nachdem ich sie einige Wochen erfolgreich vertreten hatte, spielte der Abteilungsleiter mit und half mir, dort für zwei Jahre im Rahmen des Projektes Beschäftigung von 10 000 Schwerbehinderten angestellt zu werden. Dort musste ich Anfänger und Fortgeschrittene in Englisch unterrichten, was zwar sprachlich keinerlei Herausforderung war, sich aber in pädagogischer und didaktischer Hinsicht als riesengroßes Unterfangen für eine junge Frau von 34 Jahren mit mehreren Behinderungen herausstellte. Aus vielfältigen unter anderem logistischen Gründen konnte ich dann als Honorarkraft nicht weitermachen, und da sich meine Nieren stark verschlechtert hatten, und die Dialyse nahte, reichte ich die Rente ein, die mir sehr schnell gewährt wurde. Von 2006-2016 war ich dann an der Dialyse. Die Behandlungen waren für mich ein Genuss, aber zwischen den Intervallen ging es mir immer sehr schnell wieder sehr schlecht, sodass ich eine sehr hohe Dialysedosis benötigte. Endlich kam dann im Jahre 2016 die ersehnte Niere, die nicht später hätte kommen dürfen.
Seit 2009 bin ich bei Radioohrenblicke, welches im Rahmen eines Forschungsprojektes die ersten zwei Jahre gefördert wurde, und das freie Radio Z in Nürnberg hat diese Gelegenheit ergriffen, und weil es uns so viel Spaß macht, machen wir das heute noch weiter. Zusätzlich bin ich auch im Tauschring und habe dort eine Zeit lang den Telefondienst für die Organisation und die Aufnahme neuer Mitglieder übernommen. Hier und auch in Berufsförderungswerk konnte ich mir sehr viele Kenntnisse über die unterschiedlichsten Menschen und deren unterschiedliche auch seelische Krankheitsbilder aneignen, die sich oft im unmittelbaren Gespräch sehr schnell äußerten.
Ich habe zwei wunderschöne Katzen, ihnen gingen 9 Katzen voran, die entweder weggelaufen sind oder überfahren wurden, nun habe ich daraus gelernt. Einiges von diesen Erfahrungen habe ich auch in ein paar Geschichten festgehalten. Die Katzen geben mir enorm viel, und insbesondere mein Kater Jakob, der auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf, hat mich durch die schwere Zeit der Dialyse getragen.
Zusätzlich spiele ich Gitarre und Querflöte im Rahmen meiner motorischen Möglichkeiten, allerdings habe ich es nicht wirklich geschafft, mir langfristig Spielpartner zu erhalten. Ich gehe aber auch gerne in Konzerte, insbesondere solche mit Weltmusik und Klezmer, Liedermachern, Folklore, und häufig besuche ich auch Theatervorstellungen.
Ansonsten schlage ich mich mit dem Management meiner Erkrankungen herum und habe Hilfe bei der Bewältigung all dieser bürokratischen Hürden mit Formularen von der Wiege bis zur Bahre. Dass ich dann noch zum Lesen komme, ist schon ein kleines Wunder, aber dazu gibt es Hörbücher, und ich habe mir 2010 die Punktschrift beigebracht.
Ich hoffe daher, dass sich meine Erfahrungen auch in meinen Texten niederschlagen, und dass sie für andere auch interessant sind und ihnen etwas geben.
Leseproben
Mit dem folgenden Link finden Sie zwei Leseproben meiner Texte.
https://www.blautor.de/dorothee-feuerstein-leseproben/
Hörproben
Hier finden Sie einige Hörproben, die ich teilweise mit anderen Musiker:innen erstellt habe.